Parmalat-Skandal weitet sich aus

Bereits Ende Dezember war bekannt geworden, dass eine angebliche Finanzreserve der Parmalat-Tochter Bonlat in Höhe von 3,95 Mrd. Euro eine Fälschung war. Es wird befürchtet, dass das Finanzloch bei Parmalat bis zu 10 Mrd. Euro gross sein könnte.

Unterdessen erhob der frühere Parmalat-Chef Calisto Tanzi gemäss Medienberichten schwere Vorwürfe gegen den Chef einer führenden italienischen Bank. Cesare Geronzi, der die Capitalia - damals Banca di Roma - leitet, sei an zweifelhaften Geschäften mit Parmalat beteiligt gewesen, sagte Tanzi, der in U-Haft sitzt.

Es handle sich dabei um den Kauf der Firma Eurolat durch Parmalat zu einem offenbar überhöhten Preis. Tanzi erwähnte Geronzis Namen auch im Zusammenhang mit dem Kauf einer anderen Firma zu einem Preis, der ebenfalls weit über dem damaligen Wert gelegen habe. Ein Sprecher von Capitalia, der viertgrössten italienischen Bank, wollte dazu nicht Stellung nehmen.

Die Ermittlungen haben sich inzwischen bis nach Österreich ausgeweitet. Die Parmalat Austria GmbH soll möglicherweise fiktive Geschäfte verbucht haben. Die 100-prozentige Tochter verfüge über ein verzweigtes Firmengeflecht mit Beteiligungen unter anderem auf den niederländischen Antillen, Mauritius und in Costa Rica.

Bisher schieben sich bei den Verhören die beteiligten Topmanager gegenseitig die Schuld am Bilanzbetrug zu. So sagte der ehemalige Parmalat-Finanzchef Fausto Tonna, der zurückgetretene Tanzi habe Geld auf eigene Konten abgezweigt.

(bert/sda)