Schlechte Aussichten

Kirche lässt Buchkonzern Weltbild pleite gehen

publiziert: Freitag, 10. Jan 2014 / 17:03 Uhr / aktualisiert: Samstag, 11. Jan 2014 / 08:25 Uhr

Augsburg - Die katholische Kirche schickt ihren Verlags- und Buchhandelskonzern Weltbild in die Pleite. Angesichts unerwartet hoher Verluste drehten die deutschen Bistümer und die Hausbanken dem Unternehmen mit 6300 Beschäftigten den Geldhahn zu.

1 Meldung im Zusammenhang
Weltbild stellte daraufhin am Freitag Insolvenzantrag beim Amtsgericht am Firmensitz in Augsburg. Weltbild ist in Deutschland mit seinem Partner Hugendubel der zweitgrösste Buchladenbetreiber nach Thalia und mit seinen Online- und E-Book-Angeboten ein wichtiger Konkurrent des US-Konzerns Amazon. Das bayerische Unternehmen hat das Tempo des digitalen Umbruchs in der Branche unterschätzt.
Der Geschäftsbetrieb soll nun unter dem Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz fortgeführt werden, der Sanierungsmöglichkeiten prüft. Der Wirtschaftsprüfer wurde als Insolvenzverwalter der Drogeriekette Schlecker bekannt.

Einen Insolvenzantrag stellte nach Firmenangaben ausschliesslich die Konzernholding. Die Filialen, die Internet-Tochter buecher.de und die Gesellschaften in Österreich und der Schweiz seien nicht betroffen.

Weltbild Schweiz nicht in den roten Zahlen

Dies bestätigte auch der Verlagsleiter der Weltbild GmbH mit Sitz in Olten SO, Lukas Heim, der Nachrichtenagentur sda. Man sei eine unabhängige Tochtergesellschaft. Weltbild Schweiz sei bislang erfolgreich unterwegs gewesen, hielt er fest: «Wir sind nicht in den roten Zahlen.» Man sei schon bisher sehr unabhängig von Augsburg gewesen und mache verschiedene Schweizer Produktionen. «Unter dem Strich hat Augsburg von uns profitiert.»

Die Weltbild GmbH in Olten müsse nun die Bezugswege neu organisieren. Die Insolvenz des Mutterhauses sei eine erste Auswirkung des Onlineversandanbieters Amazon. Man müsse sich mit einem globalen Unternehmen messen.

Weltbild zählt zu den grössten Medienversendern in der Schweiz. Die 100-prozentige Tochter des Weltbild-Verlags Augsburg operiert seit 1988 von Olten aus und beschäftigt rund 250 Mitarbeitende.

Kirche nicht bereit mehr Geld auszugeben

An Weltbild beteiligt sind der Verband der Diözesen Deutschlands, zwölf einzelnen Diözesen und die Soldatenseelsorge Berlin. Sie waren nach Angaben von Verwaltungsratschef Peter Beer nicht mehr bereit, weitere Millionenbeträge in dreistelliger Höhe zuzuschiessen.

«Ein derart hoher finanzieller Aufwand kann zumal angesichts verbleibender erheblicher Unsicherheiten hinsichtlich der künftigen Entwicklung des Unternehmens von den Gesellschaftern nicht verantwortet werden.» Im Herbst seien Weltbild bereits 65 Mio. Euro bereitgestellt worden, nun aber seien 135 bis 160 Mio. Euro für die operative Sanierung und eine weitere dreistellige Millionensumme für die Entschuldung nötig.

Krise wegen Pornoliteratur

Zerrieben wird Weltbild seit Jahren zwischen den Moralvorstellungen der Kirche und wirtschaftlichen Zwängen. Mit Pornoliteratur fing vor knapp zweieinhalb Jahren der Niedergang des Weltbild-Verlages an. Dass ausgerechnet ein von der katholischen Kirche getragenes Medienunternehmen Geld mit Erotikangeboten oder Esoterikbüchern macht, sorgte für Schlagzeilen und stürzte die Augsburger Verlagsgruppe in eine tiefe Krise.

Als im Oktober 2011 das Erotikangebot bei Weltbild bekannt wurde, trat zunächst der von der Kirche entsandte Verwaltungsratsvorsitzende zurück. Dann preschte der Kölner Kardinal Joachim Meisner vor und verlangte eine Trennung von Weltbild. «Es geht nicht, dass wir in der Woche damit Geld verdienen, wogegen wir sonntags predigen», sagte er in einem Interview.

Doch nicht nur der Wirbel um Buchtitel wie «Zur Sünde verführt», «Schlampen-Internat» oder «Das neue Kamasutra» setzte dem Unternehmen zu. Im Wettbewerb mit Online-Gigant Amazon hatten es die Augsburger zunehmend schwer mit ihrem eher klassischen Katalog-Versandhandel.

Da nutzte es nichts, dass auch Weltbild ähnlich wie der grosse Internethandelskonkurrent längst nicht mehr nur Bücher, CDs und DVDs vertreibt - Brotbackautomaten oder Fitnesstrainer können die Kunden ebenso bei Weltbild ordern.

(ww/sda)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
München - Die insolvente deutsche ... mehr lesen
Der Weltbild-Verlag hatte am 10. Januar Insolvenz angemeldet.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der Klassiker in Schweizer Gärten: Die Stewi-Wäschespinne.
Der Klassiker in Schweizer Gärten: Die Stewi-Wäschespinne.
Die STEWI AG, einst ein stolzer Hersteller des ikonischen Wäscheständers, der in vielen schweizerischen Haushalten zu finden war und ist, hat offiziell Konkurs angemeldet. Nach jahrzehntelanger Präsenz im Markt und einer tief verwurzelten Tradition in der Schweizer Haushaltskultur ist dies ein schwerer Schlag für die Region und Freunde des Wäscheständers. mehr lesen 
Der beliebte File-Hosting-Dienst Zippyshare wird Ende März seine Pforten schliessen. Das hat das Unternehmen auf seinem Blog bekannt gegeben. Nutzer, die noch wichtige Dateien auf der Plattform haben, ... mehr lesen
Bild: Serverroom.
Erste Läden von Switcher wurden bereits geschlossen.
Konkurs eröffnet  Lausanne - Die Schweizer Kleidermarke Switcher mit dem gelben Wal im Logo ist im Untergehen begriffen. Ein Gericht eröffnete am Donnerstag ... mehr lesen  
Bald kommt der blaue Brief  Lausanne - Das Waadtländer Textilunternehmen Switcher ist praktisch am Ende. Das Kreisgericht ... mehr lesen  
Die Website von Switcher scheint momentan offline zu sein.
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    grüezi Wie lasterhaft Mitleid mitunter sein kann, beweisen Sie doch gerade ... Mo, 26.12.16 20:05
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Vom Tode träumt ein negrophiles Schäfchen doch ständig. Wenn tausende Frauen in England ... Mi, 28.09.16 11:58
  • HentaiKamen aus Volketswil 1
    Kommt wieder Aber leider eine RIESEN Verlust für Leser wie mich die nicht mit dem ... Sa, 13.08.16 01:13
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    sogar nach dem Tode hat die Kassandra noch die grösste Schnauze... jaja, diese ... Fr, 12.08.16 16:30
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Wow, wie hat sich die gute Kubra gemausert! Ich danke auch Ihnen ganz persönlich für die vielen harten und ... Mi, 20.07.16 20:25
  • Pacino aus Brittnau 731
    Übrigens, wusstet ihr schon . . . . . . dass die Foren von AZ (Wanner), 20min. und Schweizer Fernsehen ... Mi, 29.06.16 15:20
  • PMPMPM aus Wilen SZ 235
    Und jetzt? Ist noch online...? Liebes news-Team, schade ist die Situation so, dass etwas aufhören ... Di, 28.06.16 22:43
  • kubra aus Berlin 3232
    Danke für die gelebte Pressefreiheit. Damit mein ich durchaus auch den ... Di, 28.06.16 16:09
Ein Jahr nach ihrer Gründung waren 93,7% der Unternehmen mit mindestens zehn Beschäftigten weiterhin aktiv, nach fünf Jahren waren es noch 63,6%.
Startup News 2020 wurden in der Schweiz 40'188 Unternehmen neu gegründet In der Schweiz wurden im Jahr 2020 insgesamt 40'188 Unternehmen neu gegründet. Dies entspricht 7,1% aller in diesem Jahr aktiven Unternehmen. ...
Jedes dritte KMU in Deutschland hat 2011-2013 Energie eingespart.
KMU-Magazin Research Energiewende ist im Mittelstand angekommen Die kleinen und mittleren Unternehmen sind auf ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Di Mi
Zürich 9°C 26°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Basel 12°C 28°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen freundlich
St. Gallen 11°C 24°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Bern 9°C 25°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig vereinzelte Gewitter wechselnd bewölkt
Luzern 10°C 25°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Genf 11°C 26°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen freundlich
Lugano 16°C 25°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten