Miese Zahlungsmoral in der Schweiz

Die Inkassofirmen hatten alle Hände voll zu tun. Die säumigsten Zahler wohnen in Basel. Die Entwicklung in der Schweiz verheisst für die nähere Zukunft nichts Gutes: "Die Kurven weisen allesamt nach oben", sagte der Präsident des Verbandes Schweizerischer Inkassotreuhandinstitute (VSI), Thomas Kast, vor den Medien in Zürich.

Im letzten Jahr seien in der Schweiz 2,45 Mio. Zahlungsbefehle ausgestellt worden. 2003 waren es noch 2,39 Millionen gewesen. Damit hat sich die Zahl laut der Wirtschaftsauskunft Creditreform seit 1990 verdoppelt. Zudem wurden 1,3 Mio. Pfändungen vollzogen nach 1,21 Millionen ein Jahr zuvor.

10 424 Konkurse

Die Zahl der Konkurse von Firmen und Privaten erreichte im vergangenen Jahr 10 424. Dies sei die zweithöchste Zahl der Geschichte nach dem Jahr 1993, als über 10 513 Unternehmen und Privatpersonen der Konkurs verhängt worden sei, sagte ein Creditreform-Sprecher auf Anfrage.

"Jeder zehnte Haushalt ist verschuldet und mittlerweile gehört auch jeder vierte Jugendliche zu den Schuldenmachern", sagte Kast. Das Zahlungsverhalten habe sich hierzulande auf dramatische Weise verschlechtert.

Struktur- und Mentalitätswandel

Daran sei nicht allein die Wirtschaftsflaute schuld. Vielmehr dürfte auch ein eigentlicher Struktur- und Mentalitätswandel dahinterstecken, sagte Kast: Das Leben auf Kredit werde zur Gewohnheit, Lieferantenkredite zum Nulltarif zur Normalität.

Am schlimmsten ist der Zahlungsverzug in Basel, das den höchsten Inkassobedarf aller Schweizer Kantone ausweist. Auf Platz zwei folgt der Kanton Waadt vor dem Tessin. Den geringsten Inkassobedarf haben Appenzell-Innerrhoden , Nidwalden und Uri. Eine Erklärung für diesen Sachverhalt habe er nicht, sagte Kast.

(rp/sda)